23.30 Nach der Öffnung des Schlagbaums drängen sich in der Nacht vom 9. zum 10. November 1989 Menschen und Autos auf der Bösebrücke an der Bornholmer Straße. (Foto: Andreas Schoelzel)

In der Bornholmer Straße wird die Lage gegen 23.00 Uhr für die Kontrolleure bedrohlich. Tausende Menschen drücken auf den Grenzübergang. Die Ventillösung hat sich als unklug erwiesen. Als einige ausreisen dürfen, verstärkt sich das Gedränge derjenigen, die noch warten müssen.

Als der Drahtgitterzaun vor dem Grenzübergang beiseite geschoben wird, bangen die Grenzwächter um ihr Leben. Oberstleutnant Harald Jäger beschließt, alles aufzumachen und die Kontrollen einzustellen. Tausende von Menschen strömen in die Grenzanlage, überrennen die Kontrolleinrichtungen, laufen über die Brücke und werden auf der West-Berliner Seite begeistert begrüßt.

Bis gegen Mitternacht wird die Öffnung aller Berliner Übergänge erzwungen, teilweise von West-Berlinern (zum Beispiel am Übergang Invalidenstraße).

Damals war ich an dem Tag dort auf der westlichen Seite dabei, 3 Bürger der DDR in meinem Auto mitzunehmen, um ihnen W-Berlin zu zeigen. Was in der Nacht passierte war unter anderen, dass erklärt wurde, dass die Passierenden nun aus der DDR ausgewandert sind, was eine junge Frau der Drei wahnsinnig machte, da ihre kleine Tochter noch zu Hause schlief. Sie wollte nur aus Neugier kurz in den Westen und wieder zurück. Diese Regelung wurde jedoch kurze Zeit später in der Nacht aufgehoben, nachdem die DDR-Regierung erkannte, dass diese Menschen fast alle auch wieder zurück wollten.